Im neuen Programm Erasmus Plus wurden verschiedene Programme der allgemeinen und beruflichen Bildung zusammengefasst. Das Budget wurde um 40% aufgestockt, was den Bereich Bildung weiter in den Mittelpunkt europäischer Politik stellt. Mit dem neuen Ansatz werden ambitionierte Ziele verfolgt: Die Bildungschancen junger Menschen sollen durch die Mobilitätsprogramme erhöht, Innovation und Austausch durch transnationale Zusammenarbeit gefördert, und politische Reformen unterstützt werden. Damit soll zur Überwindung der europäischen Wirtschaftskrise und Reduzierung der Jugendarbeitslosigkeit beigetragen werden.
Auf der Auftaktveranstaltung Erasmus+ diskutierten rund 500 Akteure aus Hochschul-, Berufs-, Erwachsenenbildungs-, Schulbildungs- und Jugendbereich zusammen mit Vertretern aus der Politik und ExpertInnen darüber, wie das Programm in den kommenden sieben Jahren in Deutschland erfolgreich umgesetzt werden kann. Wichtige Themen der Konferenz waren dabei die Bedeutung und Anerkennung der durch Auslandsaufenthalte erworbenen formellen, non-formalen und informellen Kompetenzen und die Ausweitung des Programms auf Personen, die bisher noch unzureichend erreicht werden.
Die Veranstaltung wurde eingeleitet durch Reden von Bundesbildungsministerin Wanka, Bundesjugendministerin Schwesig, EU-Bildungskommissarin Vassiliou und die Präsidentin der Kultusministerkonferenz Löhrmann, die durch einen Impulsvortrag von Doris Pack, MEP und Vorsitzende des Ausschusses Kultur und Bildung, ergänzt wurden. In verschiedenen Foren diskutierten die knapp 500 Teilnehmer anschließend verschiedene Dimensionen des Programms – von der Hochschul- bis zur Erwachsenenbildung.
„Das Programm schlägt Brücken zwischen Menschen, wirkt über Bildungsbereiche und Ländergrenzen hinweg“, betonte Johanna Wanka. Damit erhält Europas Jugend neue Perspektiven und der Jugendarbeitslosigkeit wird vorgebeugt. Manuela Schwesig ergänzte, dass das Programm Erasmus Plus dabei jedoch auch jene jungen Frauen und Männer motivieren soll, „die diesen Schritt für sich bislang nicht in Erwägung gezogen haben“. Das neue Programm zielt beispielsweise verstärkt auf die Förderung der Mobilität von Auszubildenden ab, wie Johanna Wanka hervorhob. 10% aller Azubis sollen künftig einen Auslandsaufenthalt absolvieren (derzeit sind es 6%).
Androulla Vassiliou verwies auf die Bedeutung, die dem Bildungsbereich bei der Erreichung der Ziele der Strategie Europa 2020 und einem nachhaltigen und inklusiven Wachstum zukommen – was die Erhöhung von 40 % des Budgets von Erasmus Plus trotz knapper Kassen erklärt. Sylvia Löhrmann betonte neben der Bedeutung des Austauschs für die Entwicklung junger Menschen auch die Förderung einer inklusiven Bildung. Denn die transnationale Begegnung dürfe nicht am Geldbeutel der Eltern scheitern. Inklusion und Chancengleichheit sind ebenfalls wichtige Themen des neuen Programms, dessen Arbeitstitel ursprünglich „Erasmus für alle“ lautete. Diesem ehrgeizigen Titel konnte jedoch nach Ansicht des Parlaments dann doch nicht genug Rechnung getragen werden und es lehnte den Namen mit der Begründung ab er sei „in Bezug auf den Inhalt des Programms und den Umfang des Zugangs zu Mobilitätsaktionen irreführend“ (siehe Arbeitsdokument des Ausschusses für Kultur und Bildung). Die Tendenz, einen Auslandsaufenthalt zu absolvieren, ist nach wie vor vom Bildungsstand abhängig. Prof. Dr. Karin Böllert, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe, einer der TeilnehmerInnen der Podiumsdiskussion am zweiten Konferenztag, sieht daher in dem „Plus“ von Erasmus Plus die Hoffnung, dass es gelingt, verstärkt auch benachteiligte Jugendliche einzubinden und ihre Bildungschancen durch Mobilität zu erhöhen.
Doris Pack ging in ihrer Impulsrede auf die Entstehungsgeschichte des neuen Programms ein und schilderte den Weg von „Erasmus für alle“ zu Erasmus+ und ergänzte ihre Vorrednerinnen mit dem Verweis auf den Bereich der Erwachsenenbildung im Programm Grundtvig, der bis dahin noch keinen Eingang in die Diskussion gefunden hatte. 5% des Programms entfallen auf den Bereich der Erwachsenenbildung, was beinahe einer Verdoppelung der Mittel gleichkommt.
Das Programm Erasmus Plus vereint die Aus- und Weiterbildungsprogramme Erasmus, Erasmus Mundus, Leonardo da Vinci, Comenius, Grundtvig und Jugend in Aktion und ergänzt diese um die Komponente „Sport“. Durch die Zusammenführung der verschiedenen Bildungsprogramme sollen bereichsübergreifende Ansätze und Synergien gefördert werden.
Mobilität ist nach wie vor das Kernstück von Erasmus+ (63% des Budgets entfallen auf diesen Bereich) und war auch überwiegendes Thema der Plenarveranstaltungen der Konferenz. Durch die Mobilität im Rahmen von Erasmus Plus sollen die Perspektiven Jugendlicher in Europa erhöht und zur Reduzierung der Jugendarbeitslosigkeit beitragen werden. Durch Auslandsaufenthalte erhalten junge Menschen zahlreiche Kompetenzen, die ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen. Sie gewinnen an persönlicher Reife und sie lernen über den eigenen Tellerrand zu blicken, wodurch ihr Problemlösungsvermögen steigt. Davon profitieren nicht nur die jungen Menschen selbst, sondern auch die Unternehmen. Eine Herausforderung besteht allerdings in der Anerkennung dieser informell erworbenen Kompetenzen, die beispielsweise durch Schlüsselaktionen wie strategische Partnerschaften gefördert werden soll. Als weiteren wichtigen Punkt wurde in der die Konferenz abschließenden Podiumsdiskussion auf die Möglichkeit verwiesen, dass mit dem neuen Programm auch Jugendarbeiter und Ausbilder Auslandserfahrung sammeln können. Dies sollte genutzt werden, da nur wer selbst die europäische Dimension erfahren hat, diese auch weitergeben kann.
Die Förderung von Mobilität ist, wie Martina Ní Cheallaigh von der Generaldirektion Bildung und Kultur der Europäischen Kommission, erläuterte, allerdings nur eine von drei Leitaktionen des Programms: Neben der Mobilität von Einzelpersonen werden auch Kooperationspartnerschaften zur Unterstützung von Austausch und Innovation (25% des Budgets) und die Unterstützung politischer Reformen (4% des Budgets) gefördert.
Neu ist, neben der Möglichkeit für Studenten, Darlehen für einen Master im Ausland aufzunehmen, die Förderung von „Wissensallianzen“ – transnationale, ergebnisorientierte Projekte zwischen Hochschulen, Unternehmen und dem weiteren sozio-ökonomischen Umfeld, in deren Rahmen Innovationen, unternehmerisches Denken und der Austausch zwischen Hochschulen und Unternehmen gefördert werden sollen – sowie „Allianzen für branchenspezifische Fertigkeiten“. Letztere sind transnationale Projekte, die darauf abzielen, branchenspezifische Qualifizierungslücken zu schließen, indem beispielsweise gemeinsame Ausbildungskonzepte und Lehrmethoden entwickelt werden. Außerdem ist das Programm zum ersten Mal auch für Drittländer offen und das Bewerbungsverfahren wurde vereinfacht
Weiterführende Informationen:
- Programmdarstellung auf Berlin Transfer
- Darstellung auf den Seiten der Europäischen Kommission
- Programmzusammenfassung (auf Englisch)
Aufrufe und detaillierte Beschreibungen der geförderten Maßnahmen und Ziele sind dem Programmleitfaden zu entnehmen (Achtung: Die rechtlich verbindliche Version ist die englische Fassung).
Ausführliche Informationen zum Programm sind auch auf dem EUFIS-Portal verfügbar: https://www.eufis.eu/leonardoprojekte.html (Registrierung erforderlich).
Informationen der Nationalen Agenturen:
- Bundesinstitut für Berufsbildung – BIBB: http://www.na-bibb.de/ (This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.)
- im Bereich Hochschule: DAAD: https://eu.daad.de/erasmus/de/ (This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.)
- im Bereich Schule: www.kmk-pad.org (This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.)
- im Bereich Jugend: www.jugend-in-aktion.de (This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.)