Mit einem Auslandspraktikum in den Beruf: Treffen der Projekte aus dem Handlungsschwerpunkt "Integration durch Austausch" in Berlin

Datum
20.12.2017

Schon 1.400 junge Erwachsene aus Deutschland haben sich mit Hilfe des ESF ins Ausland gewagt und hier einen Auslandsaufenthalt mit Betriebspraktikum in einem Beruf ihrer Wahl absolviert. Sie alle wussten noch nicht richtig, wo es beruflich hingehen soll. Nach mehrwöchiger Vorbereitung durch ihr IdA-Projekt sowie einem Sprachkurs können sie bei einem Praktikum in Spanien, Italien oder einem anderen EU-Land Arbeitserfahrung und Selbstvertrauen sammeln. Und das nicht allein: Denn mit ins Ausland fahren die anderen IdA-Teilnehmenden und natürlich die pädagogischen Mitarbeitenden der IdA-Projekte, die die jungen Menschen mit Rat und Tat unterstützen.

Die Programmverantwortliche im Bundesarbeitsministerium, Mechthild Jürgens, gab auf dem Projekttreffen bekannt, dass laut den ersten Ergebnissen rund 660 der Auslandspraktikanten aus Deutschland nach dem Praktikum einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz gefunden haben. Weitere 110 haben begonnen, ihren Schulabschluss nachzuholen. Das sind tolle Zahlen!

Chancen und Grenzen von Auslandspraktika

Die pädagogische Arbeit ist besonders wichtig und letztlich der entscheidende Faktor für den Erfolg der Projekte. Die pädagogischen Mitarbeitenden sind Ansprechpartner und Bezugsperson für die Teilnehmenden und die transnationalen Partner im Ausland. Sie möchten die Teilnehmenden ermutigen und unterstützen; riskieren aber auch, dass im Ausland u.U. Schwierigkeiten auftreten. Führen feste Regeln oder laissez faire zum Erfolg? Dazu tauschten sich die IdA-Projekte bei dem Treffen in Kleingruppen aus. Sie waren sich schnell einig, dass ein allgemeiner, starrer Regelkatalog wenig zielführend ist. Anstelle zu pauschalisieren, sei es vielmehr wichtig, flexibel zu bleiben und den Einzelfall zu betrachten. Wichtig ist es den Erfahrungen der IdA-Projekte zufolge auch, den Teilnehmenden transparent zu erklären, warum eine bestimmte Entscheidung getroffen werde, damit dies für sie nachvollziehbar ist. Das schaffe letztendlich mehr Gerechtigkeit, Individualität und Transparenz.

Statt permanenter Kontrolle ist das selbstständige Erarbeiten des Wegs zum Erreichen eines Ziels viel motivierender für die jungen Erwachsenen. Wenn die Teilnehmenden vorhaben "Ich will morgens pünktlich beim Praktikum sein.", dann müssen sie sich fragen, wie sie dieses Ziel erreichen. Mit der Antwort "Indem ich abends keine ausgiebige Party feiere." stecken sie sich selbst einen Rahmen für ihr eigenes Verhalten.

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Ein Auslandspraktikum ist ein mutiger Schritt. © Bundesministerium für Arbeit und Soziales

Hotline unterstützt Arbeit mit psychisch beeinträchtigten Teilnehmenden

Seit Mai 2017 erhalten die IdA-Projekte bei der herausfordernden pädagogischen Arbeit mit psychisch beeinträchtigten Teilnehmenden telefonische Unterstützung. Die Hotline des Eichenberg Instituts wird von den Projektmitarbeitenden vor allem während des Auslandsaufenthalts in Anspruch genommen und berät dazu, wie auffälliges Verhalten von Teilnehmenden einzuschätzen ist und die Teilnehmenden stabilisiert werden können. Wenn starke Schwierigkeiten in der Arbeit mit den Teilnehmenden auftreten, kann das auch die Gesundheit der pädagogischen Mitarbeitenden beeinträchtigen. Die Projekte waren sich einig, dass die Unterstützungsleistungen der Hotline sehr wertvoll sind. Durch die Sicherheit, bei konkreten Problemen einen Ansprechpartner zu haben, können die Projekte es "wagen", bei der Teilnehmendenauswahl mutiger zu sein.

Erfahrungen mit den Auslandspraktika aus verschiedenen Perspektiven

Die Fundácion Proyecto Don Bosco ist eine der Organisationen, die IdA-Teilnehmende aus Deutschland aufnimmt. Guilia Bravin arbeitet dafür eng mit ihrem deutschen IdA-Projektpartner zusammen und sucht für die Teilnehmenden passende Betriebe in Spanien. Sie erzählte, dass den arbeitslosen jungen Erwachsenen aus Deutschland in Spanien viel Empathie entgegengebracht wird, da dem Land durch die hohe Jugendarbeitslosigkeit die schwierige Lage junger Menschen bewusst sei. Die Jugendlichen aus dem Ausland würden aber nicht als "Konkurrenten" um Arbeitsplätze wahrgenommen, da Praktika in Spanien nur selten zu festen Arbeitsverhältnissen führten.

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Guilia Bravin von der spanischen Fundácion Proyecto Don Bosco, Projektmitarbeiter Nils Witt von der geba mbH, Projektmitarbeiterin Kerstin Westphal von minor e. V. und Arbeitgeber Björn Rosenberg vom Harzer Kultur- und Kongresshotel diskutieren über ihre Erfahrungen mit den Auslandspraktika. © Bundesministerium für Arbeit und Soziales

Bei ihrer Arbeit im Ausland erleben die IdA-Teilnehmenden oft das erste Mal das Gefühl, wertgeschätzt zu werden und erfahren einen respektvollen Umgang. Besonders wichtig ist laut Projektleiterin Kerstin Westphal von minor e.V. deswegen vor allem, den jungen Erwachsenen in der Vorbereitung auf das Auslandspraktikum Arbeitstugenden wie Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit zu vermitteln, die europaweit von großer Bedeutung seien. Auch Arbeitgeber Björn Rosenberg vom Harzer Kultur- und Kongresshotel unterstrich dies. Er hat drei junge Erwachsene aus Tschechien, die von dem IdA-Projektträger Akademie Überlingen betreut werden und durch ein IdA-ähnliches Programm aus Tschechien nach Deutschland kamen, in seinem Hotel fest eingestellt. Die drei jungen Tschechen wollten nach ihrem Auslandspraktikum gerne weiter in Deutschland arbeiten. Das Hotel hat sich dafür ins Zeug gelegt und für die drei einen Sprachlehrer engagiert. Das bekommt das Hotel mehr als zurück: Mit motivierten und zufriedenen Mitarbeitern. "Sie haben sich toll integriert", berichtet Björn Rosenberg begeistert.