„Aus dem Projekt mit neuen Zielen entlassen“

MUMM 3.0 richtete sich auf gut qualifizierte Mütter internationaler Herkunft, die nicht erwerbstätig oder nicht adäquat beschäftigt waren. Ziel des Projektes - von der Goldnetz gGmbH im Rahmen des ESF-Programms "Stark im Beruf: Mütter mit Migrationshintergrund steigen ein" durchgeführt - war es, Frauen bei der beruflichen Orientierung zu unterstützen, sie für den Einstieg ins Berufsleben zu aktivieren, sowie zu motivieren und sie bei den ersten Schritten ins Arbeitsleben zu begleiten.

Berlin Transfer hat mit der Projektleiterin Viola-Rosa Mieres gesprochen.

BT: Welche Bilanz ziehen Sie aus der bisherigen Erfahrung mit dem Projekt?

VRM: Die Projektumsetzung verlief plangemäß: Die Gewinnung von Teilnehmerinnen und alle Module des MUMM-Kurses - Einstiegsberatung, Workshops (Ziele und Potenziale, Zeit- und Selbstmanagement, Selbstpräsentation und Kommunikation, Bewerbung), Sprachwerkstatt, Erfolgsteams, Informationstage, Einzelcoaching - konnten mit Erfolg durchgeführt werden. Je nachdem wie man die Erfolgsquote bemisst (in unserem Fall die selbst gesteckten Ziele der Teilnehmerinnen, die zu Anfang von ihnen benannt wurden) war dieses Projekt überaus erfolgreich. Die TN haben durch die Zusammenarbeit und das daraus resultierende „Netzwerken“ viele Dinge gemeinsam erreichen können, oder sind, wenn auch noch nicht an ihren Endzielen, so dennoch ihren Zielen um einiges nähergekommen. Sie haben sich teilweise auch schon neue Ziele für das kommende Jahr gesetzt.

BT: Auf welche Schwierigkeiten sind Sie gestoßen?

VRM: Aufgrund der anhaltenden Pandemiesituation und der daraus resultierenden erschwerten Planungssicherheit, besonders auf Seiten der Teilnehmerinnen (z.B. Quarantäne und damit verbundene verstärkt notwendige Kinderbetreuung), sowie einer erneuten Nachfrage von Interessentinnen aus anderen Bundesländern, wurde MUMM 3.0 hybrid durchgeführt, wobei die meisten Gruppenangebote im Onlineformat stattfanden. Lediglich die Einstiegstage, ein Ausflug zu einer Fachtagung, sowie der Abschlusstag fanden hybrid statt, wobei die Teilnehmerinnen aus Berlin in Präsenz kamen und sich die Teilnehmerinnen aus anderen Bundesländern online dazu schalteten. Das Einzelcoaching wurde sowohl online als auch in Präsenz zur Verfügung gestellt, jedoch ausschließlich online in Anspruch genommen. Alle verfügten über eine ausreichende technische Ausstattung und grundlegende IT-Kenntnisse, so dass die Online-Durchführung unproblematisch und ohne „digital bedingte Abbrüche“ verlief.

BT: Auf welche Akzeptanz ist die Umstellung auf digitale, bzw. hybride Veranstaltungen gestoßen?

VRM: Viele der Mütter, insbesondere diejenigen mit Kindern im Kita Alter, schätzten die Umsetzung als Onlineformat und die Möglichkeit der flexiblen Terminvereinbarung für das Einzelcoaching, auch losgelöst von der Pandemiesituation. Sie konnten die Termine besser mit ihrer Lebensrealität, die von der Hauptverantwortung in der Familienarbeit bestimmt war, vereinen, als es mit Präsenzangeboten gelungen wäre. Auch die Akquise fand überwiegend online (Website, social Media, Messenger, Videokonferenzen), telefonisch und per Mailingaktionen statt. Die Frauen konnten in großem Maß über ehemalige Teilnehmerinnen, sowie über social Media gewonnen werden, in denen zugewanderte Mütter auch überregional (teilweise herkunftsbezogen) vernetzt sind.

BT: Auf was musste verzichtet werden?

VRM: Mit den Kooperationspartner*innen der Arbeitsverwaltung konnten in Präsenz nach wie vor keine Infoveranstaltungen zur Teilnehmerinnen-Gewinnung durchgeführt werden. Auch Online-Veranstaltungen ließen sich nicht umsetzen, da es datenschutzrechtliche Bedenken oder technische Barrieren durch die Verwendung unterschiedlicher IT- Lösungen gab. Der Austausch fand jedoch in bewährter Weise per Telefon und E-Mail statt. Es zeigte sich, dass MUMM mittlerweile ein gut bekanntes Projekt ist, da es neben dem Kontakt zu unseren Ansprechpersonen auch Nachfragen von weiteren Mitarbeiter*innen aus der Arbeitsverwaltung gab, so dass passende Kundinnen direkt an uns weiter geleitetet wurden.

BT: Konnten Sie auch geflüchtete Frauen mit Ihrem Angebot erreichen?

VRM: Geflüchtete Frauen für eine Teilnahme zu gewinnen bzw. nach einer Teilnahmeentscheidung im Projekt zu halten, hat sich als schwierig erwiesen. Die Vermutung ist, dass das Angebot bzw. die Zielsetzung des Projekts für diese Frauen schwer greifbar war. Die Teilnahme forderte ein hohes Maß an eigenständiger Entscheidungsfindung und proaktiver Verantwortungsübernahme. Viele geflüchtete Interessentinnen schienen in ihrer aktuellen Situation eher einen Weg zu präferieren, bei dem sie aus zur Verfügung gestellten „Lösungen“ auswählen konnten. Zudem wurde häufig die Projektteilnahme zugunsten der Teilnahme an weiterführenden Sprachkursen verschoben bzw. abgesagt. Auch eine Anpassung der Projektkommunikation und Ausweitung der Kommunikationskanäle veränderten die Situation kaum.

BT: War es für die Frauen möglich, die Teilnahme am Projekt mit den familiären Verpflichtungen zu vereinbaren?

VRM: Bei einigen wenigen Frauen zeigte sich die Vereinbarkeit bzw. Unvereinbarkeit von Familie und Beruf i.S. einer verbindlichen und kontinuierlichen Projektteilnahme als hemmender Faktor für die Projektarbeit. Diesen Teilnehmerinnen fiel es schwer, sich Strukturen und Räume für einen regelmäßigen Besuch des Kursprogramms zu schaffen oder diese aufrecht zu halten. Aufgefangen wurde dies teilweise durch eine Verlagerung der Betreuung in die flexibel vereinbarten Einzelberatungen.

BT: Wie geht es für die Teilnehmerinnen weiter?

VRM: Im Fokus der Netzwerkarbeit mit anderen Angeboten für Frauen und Migrant*innen stand mit Blick auf das Projektende eine verstärkte Kommunikation der breit gefächerten und umfangreichen Berliner Unterstützungsstruktur an unsere Teilnehmerinnen. So wurde sichergestellt, dass den Frauen im Anschluss an MUMM für ihre weiteren Aktivitäten passende Anlaufstellen bekannt waren.

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