Abschlussveranstaltung der drei Berliner IdA – Projekte am 17.03.2022.
Das Programm "IdA - Integration durch Austausch" hatte das Ziel, die Ausbildungs- und Beschäftigungschancen von Menschen mit erschwertem Zugang zum Arbeitsmarkt durch den Erwerb berufspraktischer Erfahrungen im EU-Ausland zu verbessern. Die drei Berliner IdA-Projekte IdeAl für Berlin, Network-Event Berlin und Job Destination Europe organisieren für diese Zielgruppe - arbeitslose junge Erwachsene zwischen 18 und 35 Jahren - betriebliche Praktika im europäischen Ausland. Sie begleiten die Teilnehmer*innen durch die verschiedenen Phasen des Projektes: von der Vorbereitung in der Gruppe über den Auslandsaufenthalt bis zum Coaching nach der Rückkehr, bei den nächsten Schritten ihrer beruflichen Integration, in Kooperation mit Jobcentern, Unternehmen und Bildungsträgern.
Das Netzwerk der drei Berliner IdA-Projekte lud zum Ende der ESF-Förderperiode ehemalige Teilnehmer*innen, Pädagog*innen, Jobcoaches und europäische Partner aus Marseille, Linz und Alexandroupolis ein, sich über die Ergebnisse ihrer Arbeit der letzten 7 Jahre auszutauschen.
Eingangs betonte Sandra Hildebrandt von der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie die enorme Bedeutung von beruflichen Auslandserfahrungen für junge Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf. Sie zitierte Frau Ursula von der Leyen, die das IDA Programm als ein europaweites Leuchtturmprojekt bezeichnet. Es entspreche dem Gebot der Chancengleichheit, Auslandspraktika finanziell gut ausgestattet und pädagogisch begleitet durch öffentlich geförderte Projekte gerade denjenigen anzubieten, die aufgrund ihrer sozialen Benachteiligung nicht eigenständig eine Auslandserfahrung machen könnten. (zum Video)
Einen Überblick über Zahlen, Daten und Fakten der drei Berliner IdA-Projekte gab Klaus-Dieter Paul, Leiter des Projektverbundes Job Destination Europe. Von den insgesamt 495 Teilnehmenden sind 310 nach dem Auslandspraktikum in Ausbildung und Beschäftigung vermittelt worden; 30 haben die Schule wieder aufgenommen. (zum Video)
Live zugeschaltet aus Sevilla war eine Teilnehmerin des Projekts Network Event Berlin. Sie absolviert aktuell ein Praktikum im Flamenco-Theater und sammelt Erfahrungen in der Veranstaltungsorganisation. (zum Video)
Zu Wort kamen auch ehemalige Teilnehmer*innen, die in Ungarn, Frankreich, den Niederlanden oder Schweden ein Praktikum gemacht hatten. Alle waren sich einig: diese besondere und für sie einmalige Erfahrung habe einen Motivationsschub ausgelöst und ein besseres Selbstwertgefühl geschaffen, um sich den beruflichen Anforderungen zu stellen und eine Arbeit oder Ausbildung aufzunehmen. Eine Teilnehmerin war über das Projekt IdeAl für Berlin mit ihrem damals 6jährigen Sohn in Ungarn gewesen und hatte somit nicht nur eine Auslandserfahrung machen dürfen, sondern auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erprobt. (zu den Videos 1, 2 und 3)
Madelonne von Schrenck (Job Destination Europe) schilderte die vielfältigen Herausforderungen ihrer Arbeit als Pädagogin, angefangen mit der Vorbereitung von Gruppen, die in der Regel sehr heterogen zusammengesetzt sind: zumeist bestehen sie aus benachteiligten arbeitslosen jungen Erwachsenen zwischen 18 und 35 Jahren und Menschen in psycho-sozialen Notlagen. Diese Mischung erweise sich allerdings als Plus, da sie sich durch die unterschiedlichen Sichtweisen gegenseitig neue Denkanstöße geben. Die Betreuung umfasst die betrieblichen Praktika im europäischen Ausland und die Begleitung der Teilnehmer*innen auch nach der Rückkehr, bei den nächsten Schritten ihrer beruflichen Integration, in Kooperation mit Jobcentern, Unternehmen und Bildungsträgern. (zum Video)
Stefanie Hutsch (IdeAl für Berlin) berichtete von den positiven Erfahrungen mit der Zielgruppe der jungen alleinerziehenden Frauen, für die der berufliche Einstieg in der Regel sehr schwierig ist. Die Möglichkeit, für die Zeit des Praktikums im Ausland auch über einen Kindergartenplatz vor Ort zu verfügen, erlaubte den jungen Müttern, die bislang am Projekt teilgenommen haben, das Kind mitzunehmen. (zum Video)
Christine Scherer, Geschäftsführerin der WeTeK Berlin gGmbH, legte Wert darauf, die Kompetenzen der Teilnehmenden ins Licht zu rücken und sich nicht, wie häufig bei dieser Zielgruppe, auf deren Defizite zu fokussieren. Sie beteuerte außerdem, dass die Durchführung der Mobilitäten in Zeiten der Pandemie sowie des Brexits nur aufgrund der engmaschigen Kooperation zwischen den europäischen Partnern und den Projektträgern in Berlin gemeistert werden konnte. (zum Video)
Aus Griechenland, Österreich und Frankreich nahmen Vertreter europäischer Partnerorganisationen teil: Ralf Makrutzki von Eurocircle in Marseille, Christian Schulz vom Bildungs- und Beratungsinstitut Mentor in Linz und Dimitri Kalaitzidis von International Forum Faros in Alexandroupolis. Sie bestätigten, dass auch für die Unternehmen die Aufnahme von Praktikant*innen aus Deutschland eine Win-Win-Situation sei, da der interkulturelle Austausch und die neuen Anreize eine Bereicherung für beide Seiten darstelle. Ein transparenter und vertrauensvoller Austausch zwischen Entsende- und Aufnahmeorganisation sei fundamental für ein erfolgreiches Mobilitätsprojekt. (zum Video)
Das Schlusswort hatte Mechthild Jürgens, Referentin des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und verantwortlich für die bundesweit 32 IdA-Projekte: Sie bedankte sich bei den Akteuren des Programms, welches als „Exot“ unter den ESF-Projekten begonnen hätte. Die Mitarbeiter*innen der deutschen wie auch der europäischen Organisationen hätten durch ihre pädagogische Kompetenz im Umgang mit der Zielgruppe wie auch ihrer Erfahrung in der europäischen Zusammenarbeit das Programm zum Erfolg geführt. Über die Jahre konnte ein Netzwerk mit den Jobcentern und Jugendberufsagenturen auf regionaler Ebene aufgebaut werden, das für die meisten der bundesweit über 4000 Teilnehmenden zu einer erfolgreichen Integration in den Arbeitsmarkt geführt hat. Sie warf einen positiven Blick auf die neue Förderperiode ESF Plus: Aufbauend auf den langjährigen Erfahrungen IdA Projekte könne auf Bundesebene noch dieses Jahr das neue Mobilitätsprogramm JUVENTUS aufgelegt werden. Auf europäischer Ebene erhoffe sie sich die Beteiligung von mehr Ländern an Mobilitätsprojekten, so dass die Projektträger in Deutschland nicht nur entsenden, sondern häufiger als bisher auch Gruppen aus dem Ausland empfangen können. So werde in der neuen Förderperiode 2021-2027 mit dem Programm ALMA auf europäischer Ebene ein stärkerer Austausch in beide Richtungen angestrebt. Für die benachteiligten jungen Erwachsenen hieße das: Auch in Zukunft wird ihnen die Möglichkeit geboten, durch Auslandspraktika neue Chancen für eine Ausbildung oder Arbeit zu bekommen! (zum Video)
Eindrücke:
IdA-Praktikum im Sevilla 2019: https://network-eventberlin.de/impression/),
Besuch des Staatssekretärs Dr. Schmachtenberg beim Projekt IdeAl für Berlin im August 2021: https://www.youtube.com/watch?v=WkNFhhDmkZs
IdA-Projekte und die Herausforderungen der Pandemie:
https://www.berlin-transfer.net/de/wissenspool/transfer-publikationen/1389-ida-integration-durch-austausch-in-berlin-wie-haben-sich-die-pandemie-einschraenkungen-auf-die-transnationalen-aktivitaeten-ausgewirkt
Zur Zukunft des Programms:
https://www.esf.de/SharedDocs/Meldungen_NL/Newsletter/2021/nl_alma.html